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Motivation, Selbstfürsorge und der innere Schweinehund

Wie ich mein Haustier überzeuge, was wirklich gut für mich ist

Gastbeitrag von Psychologin Mag. Dr. Annette Wallisch-Tomasch

Er grunzt und bellt. Und sonst noch einiges. Eigentlich ist er ein ganz netter Kerl. Er will, dass wir uns schonen. Dass wir uns ja nicht überanstrengen. Weil das Leben ja ohnehin schon anstrengend genug ist.

Mein Schweinehund

Stimmt. Einmal die Beine hochlegen, sich eine schöne kulinarische Belohnung gönnen, sich mit allerlei Kram abzulenken – das tut wirklich gut.
Blöd nur, dass der Schweinehundling nicht viele Ideen hat. Es ist immer dasselbe: Auf Dauer verursacht diese Schonhaltung, diese „Stressvermeidung“ wieder neuen Stress. Ewiges Rumhängen, Frustfuttern, Berieseln und Selbstbemitleiden hat ja wirklich nur mehr wenig mit Entspannung, Genuss und Unterhaltung zu tun. Eher wie eine Flucht vor dem Leben: Der liebe Schweinehund neigt nämlich leider dazu, vor allem Neuen Angst zu haben. Er erfindet immer neue Ausreden für uns. Ja, weil er uns beschützen will. Nur kein Risiko eingehen!

Ganz lieb, aber NEIN DANKE. Ich steig‘ aus, ich nehm‘ den Kerl an die Leine und geh‘ raus. Hui, und da weht ein ganz anderer Wind!

Geht es Ihnen auch so, wenn Sie an Ihre Motivation denken? Wenn Sie etwas in Ihrem Alltag verändern sollten? Wir Menschen sind eben „Gewohnheitstiere“. Alles, was neu ist, kostet Kraft und schreckt anfangs zurück.

Aber dann wirft einen eine Krankheit in diese Lage, etwas verändern zu müssen. Bluthochdruck ist eine schleichende Sache, die der Schweinehund anfangs gut weghecheln kann. Aber dann…

„Wenn ich das nicht schaffe, bekomme ich ernsthafte gesundheitliche Probleme…“

Und dann kommt die Angst, das schlechte Gewissen. Und die beiden können gewaltig lähmen. Das allein ist nicht genug. Denn, um etwas NEU zu machen braucht es mehr, als nur vor etwas davon zu laufen. Es braucht NEUE VISIONEN. Ein Bild von meiner gesunden Zukunft!

Meine Motivation

„Wie sieht mein Leben aus, das ich führen möchte, um lange möglichst gesund zu leben? Was ist mein neues ICH?“

Neue Zu-Bett-Gehzeiten, gesunde Ernährung, Walking-Treffen Samstag mit neuen Leuten, Tage mit weniger Programm als Auszeit?

Welche neue Erfahrungen Sie sich da erlauben dürfen, finden Sie heraus, indem Sie Vieles einfach einmal ausprobieren: Neue Rezepte testen, Pausenkultur verändern, Kontakte für mehr Bewegung im Freien knüpfen. Ja, vielleicht auch Bücher und Erfolgsgeschichten lesen, wie es jemanden gelungen ist, etwas neu zu machen.

Im Grunde ist eine „Lebensstilveränderung“ nichts anderes als Wachstum, Leben. Sie haben das RECHT dazu, einmal etwas Anderes zu tun. Zu Wachsen. Und eines ist Ihnen (wenn schon nicht Ihrem Schweinehund) wohl auch klar – all diese Dinge benötigen Zeit und dürfen schrittweise erlebt werden. Es ist eben ein Prozess. Und da braucht es viel Geduld mit sich selbst.

Interessant. Seitdem ich täglich mit Schweinehündchen eine Runde draußen drehe, ist er ausgeglichener. Er will mich nicht nur mehr aufs Sofa zerren. Trotzdem jammert er mir die Ohren voll, dass ich viel zu schnell für ihn laufe. Oder er meint, dass ich bei meiner Übung doch schon viel schneller sein sollte. Und schlanker.

Ja, der innere Kritiker mit Schlappohren und Ringelschwänzchen ist nicht nur gerne Spaß- und Motivationsbremse, er ist auch sehr streng mit uns, wenn es nicht gleich ratzfatz losgeht. Damit rechtfertigt er dann Sätze wie „Ach was, bringt doch eh‘ nichts, lass es sein!“. Welch‘ wunderbares Kalkül. Feigling!

Meine Veränderung – meine Selbstfürsorge

Was das für Sie bedeutet?
Wachstum und Veränderung benötigt Pflege und liebevolle Zuwendung! Selbstfürsorge ist der neue grüne Daumen für Sie selbst: Täglich die junge Pflanze gießen, düngen, mit Luft und Licht versorgen, gegebenenfalls für Stütze und Halt sorgen. Und geduldig beobachten, was passiert. Auch Sie haben das verdient, was bei so vielen am Fensterbrett kein Mysterium ist.

  • Machen Sie sich also ein Bild von sich, wie Sie in einem Jahr leben wollen.
  • Stellen Sie sich deutlich vor, was Sie geschafft haben wollen.
  • Schreiben Sie sich Leitsätze auf, die Ihnen ein neues Motto vorgeben.
  • Setzen Sie sich kleine Ziele und gehen Sie diese schrittweise an – monatlich, wöchentlich
  • Nutzen Sie ein Netzwerk der Unterstützung, Allianzen und Helfer – alle zusätzlichen Schweinehunde bleiben draussen!
  • Orientieren Sie sich an Erfolgsgeschichten.
  • Lassen Sie sich in Ihrer Veränderung begleiten – ärztlich, psychologisch, freundschaftlich, partnerschaftlich.
  • Feiern Sie kleine Erfolge – zu jedem erreichten Meilenstein!

Was auch immer Sie nun also konkret angehen wollen: Machen Sie sich einen Plan und holen Sie sich Beistand. Den Schweinehund lassen Sie einfach am Sofa schlafen, wenn er mal keine Lust hat, spazieren zu gehen. Er lässt sich aber vielleicht davon überzeugen, dass das Leckerli nach dem Rausgehen besser schmeckt, als zuhause in der abgestandenen Wohnungsluft.
Alles Gute, und ein fröhlich-aktives „Wuffgrunz“!


Mag. Dr. Annette Wallisch-Tomasch ist Psychologin bei Instahelp – der Plattform für mentale Gesundheit.